„Obwohl Murgia ihren Humor als Waffe einsetzt, macht sie sich nie über den politischen Gegner lustig. Mit keinem Wort zieht sie faschistisches Verhalten ins Lächerliche. Die Gefahr, die sie scheinbar humorvoll beschreibt, ist konkret und omnipräsent. Ein Weckruf, der aktuell kaum eindringlicher sein könnte. Dafür gibt es eine hundertprozentige Leseempfehlung.“

Die italienische Schriftstellerin Michela Murgia verfasste ihren satirischen Prosatext „Faschist werden“ (Org. „Istruzioni per diventare fascisti“), 2018 als Reaktion auf das Erstarken der Rechtsextremen in ihrem Heimatland. Murgia schlüpft dabei in die Rolle der Faschismus-Befürworterin.
Kapitelweise listet sie die Stärken eines Faschistischen Systems gegenüber der Demokratie auf. Sie zeigt, wie leicht all das, wodurch sich Demokratie definiert, vom Faschismus in eine Schwachstelle verwandelt werden kann. Ausführlich geht sie auf die populistische Vereinnahmung der Sprache ein, auf die Umdeutung von Geschichte und das systematische Aushöhlen der Meinungsfreiheit durch rechtsextreme Kräfte.
Murgia zeigt: Der Faschismus ist gerade deshalb so erfolgreich, weil er in seinem Kern zutiefst menschlich ist. Er nutzt die Schwächen der Menschen zu seinem eigenen Vorteil. Demokratie hingegen erfordert Arbeit. Demokratie kostet Mühe und Überwindung. Doch Menschen bewegen sich am liebsten innerhalb ihrer Komfortzonen. Auf nur 112 Seiten entlarvt Murgia die Vorgehensweisen des modernen Faschismus und stellt zugleich die erschreckende Zerbrechlichkeit der Demokratie dar.

Faschist werden
Eine Anleitung
Michela Murgia
Übs. Julika Brandestini
Wagenbach Verlag 2019
112 Seiten, 10€
ISBN 978-3803136862