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Lust am Autoritarismus: Wenn Ideologie wichtiger als der Mensch wird

Leipziger Buchmesse 2024
Forum Weltweit
Halle 4, Stand E305

Revolutionen und Befreiungs­bewegungen in der „Zweiten“ oder „Dritten Welt“, die in Diktaturen münden und aus Menschen Verfügungs­masse machen: Große Veränderungen und ihre Bewertungen übersehen oftmals das Einzel­schicksal von Menschen bzw. Kollektiven vor Ort. Wie reflektiert Literatur die politischen Erwartungen, Träume und Illusionen der einzelnen Akteur*innen bzw. der Menschen, die in diese Um­wälzungen geworfen sind? Wie werden sich einstellende Des­illusionierungen literarisch verarbeitet? Welchen Einfluss haben literarische Werke auf das Weltbild politischer Bewegungen in Deutschland? Welche Rolle spielen die Einzel­schicksale für die Bewertung historischer und gegen­wärtiger Prozesse?

Anhand der Bücher von Shorena Lebanidze Wenn es sein muss, bringen wir dich zum Reden! und Die Schwere des Seins. Post­koloniale Erzählungen aus Simbabwe herausgegeben von Tsitsi Dangarembga, u. a. wollen wir das Individuum, seine Träume, Hoffnungen und Relevanz für die Aus­formulierung einer Emanzipation von Unten in den Mittel­punkt stellen. Literatur ermöglicht die Annäherung an das Mensch­sein, dass in den Plan­spielen der großen (Imperialismus-)analysen wenig bis gar keine Rolle spielt. Für eine humanistische Perspektive auf die Welt und auf den Menschen ist aber genau diese Fokussierung unabdingbar, um sich einer Befreiung annähern zu können.

Kann der linke Autoritarismus als Weg­bereiter bzw. Pendant des rechten Autoritarismus begriffen werden oder befinden wir uns damit in der Falle der sogenannten Hufeisen­theorie? Verkennt der emanzipative Anspruch linker Bewegungen im Westen den eigenen anti­kolonialen Weg zur Emanzipation des Globalen Südens? Oder nehmen westliche Bewegungen politische Projekte des Südens jovial aus der Verantwortung, wenn unterschiedliche Maßstäbe für Emanzipation angelegt werden? Diesen und ähnlichen Fragen will das Panel nachgehen und dabei Anknüpfung­spunkte für weitere Diskussionen schaffen. Neben Ilja Trojanow, Manes Sperber und George Orwell gibt es viele andere Literat*innen, die sich durch das Minen­feld von linken Imperialismus­analysen, rechten Vereinnahmungen und falschen Solidaritäten bewegen und literarisch Zeugnis abgelegt haben von Menschen, die auf der Suche nach Befreiung den „Befreiern“ zum Feind geworden sind.