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Rote Augen

„Gewalt gegen Frauen ist vielseitig und sie ist real! Miriam Leroy erzählt in ihrem autofiktionalen Roman ‚Rote Augen‘ von einem realen Albtraum, der im Internet startet und sich zerstörerisch auf ein ganzes Leben auswirkt. Die Gewalt im Netz wird zu einem Netz an Gewalt, aus dem sie nicht mehr herauskommt.“

Jenny Rosaleen
Buchbloggerin @jennyrosalesen

Eine Radiomoderatorin bekommt eine Nachricht auf Facebook von Denis, einem Bewunderer. Zögerlich lässt sie sich auf den Austausch ein. Es beginnt eine Eskalation, über die sie von Anfang an keine Gewalt hat: Seine erst anbiedernd verehrenden Nachrichten werden immer aufdringlicher, schließlich offen sexistisch und rassistisch. Auf ihre Distanzierungsversuche reagiert er mit Stalking, Hass und öffentlicher Demütigung. Freunde und Kolleginnen, Polizei und Anwälte reagieren hilflos oder mit Unverständnis, während das Leben der Erzählerin langsam zerstört wird. Schließlich nimmt sie Rache – und wird selbst zur Täterin erklärt.

„Rote Augen“ ist ein Roman, der einen nicht mehr loslässt. Miriam Leroy erzählt durchgehend in indirekter Rede und damit nur, was andere über die namenlose Ich-Erzählerin sagen. So wird die Machtlosigkeit und Isolation spürbar, denen Opfer digitaler Gewalt ausgesetzt sind und die die Autorin selbst erlebt hat. Sie zeigt: Der Frauenhass, der sich in den sozialen Netzwerken Bahn bricht, ist kein Online-Phänomen – sondern ein höchst realer Albtraum.

Rote Augen
Myriam Leroy
Daniela Högerle (Übs.)
Edition Nautilus 2023
176 Seiten, 22€
978-3-96054-322-0