„Gekonnt wechselt Rick Lupert in seinem dystopischen Roman Stimmen und Perspektiven. Der Roman vereinnahmt nicht nur durch die beklemmenden Schilderungen einer vielleicht gar nicht so fernen Wirklichkeit unter der Dominanz rechtspopulistischer und rechtsradikaler Regierungen und durch die sprachliche Kraft seiner ganz unterschiedlichen Erzählstimmen. Vor allem beeindruckt die klare Auffassung davon, wo Schwule stehen, wenn rechtsstaatliche Ordnung versagt: am Rand, in der Illegalität, auch die Flucht wird regelmäßig zur Falle.“

Rick Luperts Romandébut spielt auf einer Insel, die in zwei Teile geteilt: Meerland, Osat, ein Gebirge trennt die beiden Staaten. Was die Griechen früher μίασμα (miasma) nannten, die Verunreinigungen in der Luft, die die Menschen erkranken ließen, das besorgt das politische Treiben auf der Insel: ein korrupter Diktator hie, eine korrupte Regierung dort, ein vergangener anti-kolonialer Befreiungskrieg, ein tosender Bürgerkrieg; Leichen, die aus dem Boden steigen, gleich einer ätherischen Fäule, die sich aus den Fundamenten, den Erdschichten, in die Atemluft der Bewohner:innen gräbt.

Der schlimmste Feind
Rick Lupert
Verlag Rotscheibe 2024
260 Seiten, 19 €
ISBN 978-3-949270-02-4